Mein erster Haitauchgang (Samstag 18.11.2023)
Heute geht es mit dem Speedboot ca. 30 min vom Hotel an der Brayka Bucht hinaus zum Elphinstone-Riff. Nach etwa einer Stunde an der korallenbedeckten Riffwand und dem Plateau entlang, driften wir wie geplant langsam ins "Nichts". Nach bereits 60 Minuten taucht plötzlich ein Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus) auf und steuert auf eine andere Tauchergruppe zu.
Bei allen ist die Freude groß, einen solch schönen Hai zumindest aus einiger Entfernung zu sehen. Nun gilt es einzeln und schnellstmöglich in das wackelige Schlauchboot zu klettern. Gerade als es der erste Taucher geschafft hat, kommt ein Longimanus direkt auf mich zu. Ich sinke wieder ein Stück ab und fokussiere den Hai genau. An der Wasseroberfläche beim Einstieg ins Boot oder an der Boje ist die Gefahr eines Angriffs am Größten. Auf der Hintour erzählte uns unser Guide Hassan, dass zwei Tage zuvor nicht nur die Boje sondern auch das Boot gebissen wurde.
Eine Millisekunde lang denke ich vor lauter Bammel "So jetzt ist es soweit: Er oder Ich". Allerdings zeigt er keinen aggressiven Flossenstand und schwimmt direkt über mich drüber. Dabei schießt mir der nächste Gedanke durch den Kopf: "Ein Hai von oben ist immer Mist. Die lassen sich einfach fallen und du kannst nicht ausweichen." sagt ein bekannter deutscher Meeresbiologe. Ein Mix aus Angst und Faszination macht sich breit. Einige Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, später schwimmt der Hai keinen halben Meter an einem anderen Taucher vorbei und dreht ab. Nun erblicken wir in der Ferne ein weiteres Exemplar.
Da unsere Tauchzeit bereits abgelaufen ist und die Luft knapper wird, müssen wir aufsteigen. Warten bis Tiere weg sind, ist somit heute nicht möglich. Hassan signalisiert mir, dass ich an der Reihe bin aufzusteigen. Zügig schwimme ich nach oben. Glücklicherweise habe ich bei diesem Tauchgang keine Probleme mit dem sogenannten Reverse Block, der mich ab & an mal ärgert und zu einem langsamen Aufstieg zwingt. Ich halte mich an der Leiter des Speedboots fest, werfe einen letzten Kontrollblick ins Wasser, löse die Bungee-Straps meiner Flossen und gebe sie ins Boot. Die kleine Leiter erklimme ich heute trotz des größeren 15-Liter-Tanks auf dem Rücken rasant und reiße mich über die Schlauchbootwand. Geschafft! Das Herz rast und ein Lächeln macht sich breit.
Als alle im Boot sind ruft der Kaptain "Shark, Shark" und zeigt auf ein Exemplar das sich ganz nah an unserem Boot befindet.
Kurzum ein absolutes Hai-light!
Mein zweiter Haitauchgang (Donnerstag 23.11.2023)
Mit den Eindrücken vom ersten Trip nach Elphinestone schreibe ich mich prompt gleich für den Nächsten ein. Aufgeregt geht's wieder früh am Morgen mit dem Schlachboot zum Spot mitten im Meer. Nach einer Rückwärtsrolle ins Wasser tauchen wir am steilen Riff ab. Der Versuch meine GoPro einzuschalten scheitert mehrere Male. Ohne Kamera genieße ich das schöne Riff auch mal ohne Ablenkung. Am Plateau angekommen erblicken wir einen schönen Napoleon-Lippfisch. Jetzt geht's wieder weg vom Riff ins Blauwasser um nach Haien Ausschau zu halten denke ich. Stattdessen beendet unser Guide Bassem den Tauchgang. Auf dem Boot erzählt mir ein Taucher, dass es bereits sein siebter Tauchgang an diesem Riff war. Alle ohne Hai. Ein Anderer dagegen ist sichtlich erleichtert. Kaum im Tauchcenter angekommen, melde ich mich ein weiteres Mal für diesen Tauchgang an.
Mein dritter Haitauchgang (Samstag 25.11.2023)
Als am Samstagmorgen um 5:30 Uhr der Wecker klingelt, ahne ich noch nicht, dass der heutige Tauchgang anders wird als alle meine Tauchgänge zuvor. Mit einer kleinen Truppe aus nur 4 Tauchern geht's wieder raus auf das Rote Meer. Alle Taucher haben mit zum Teil über 1000 TG sehr viel mehr Erfahrung als ich. Nach zwei Touren bin ich jedoch relativ ruhig und sowieso zu müde um aufgeregt zu sein. Also bereite ich mich gewissenhaft auf den Tauchgang vor. Ein Taucher bittet unseren Guide darum nach dem Einstieg sofort auf 30m Tiefe zu droppen. Also geht's schnell in die Tiefe und die prachtvolle steile Wand des Riffs immer zu rechten Schulterseite. Auch heute ist praktisch keine Strömung.
Nach etwa 25 Minuten fühle ich mich kurz etwas merkwürdig. Ich horche kurz in mich Hinein, kann aber nichts weiter feststellen. Also konzentriere ich mich auf das Filmen eines Strahlenfeuerfisches direkt vor mir. Wieder spüre ich, dass Irgendetwas nicht stimmt. Ich habe das Gefühl ohnemächtig zu werden sobald ich meinen Kopf anhebe. Ich verharre als in der horizontalen Wasserlage und versuche mich zu beruhigen. Bei meinen Tauchgängen habe ich schon so einige Hindernisse bewältigt und konnte mich immer gut beruhigen. Für mich eines der wichtigsten Dinge beim Tauchen.
Mittlerweile beim Plateau angekommen setzt bei mir die Panik ein. Ich versuche krampfhaft die Kontrolle über meinen Körper zu behalten. Unter mir schwimmt eine Schildkröte umringt von vielen Tauchern. Auch meine Truppe, die ich versuche im Blick zu behalten, taucht tiefer zu dem Tier hinunter. Jetzt geht alles sehr schnell. Ich kann mich einfach nicht beruhigen, die Angst vor einer Ohnmacht steigt und ich werde immer panischer. Jede Sekunde ist ein Kampf. Den Finger bereits auf dem Inflator und bereit mich aus purer Verzweiflung um mein Leben "hochzuschießen", blicke ich zur Wasseroberfläche. Das ist sehr weit. Ein schneller Aufstieg aus der Tiefe kann zur Dekompressionskrankheit führen. Mit dem letzten klaren Gedanken schaue ich auf den Tauchcomputer. Er zeigt 25 Meter Tiefe an. Ein Notaufstieg und dazu noch ein unkontrollierter ist nicht möglich.
Plötzlich ist mein Buddy vor mir. Er hat gemerkt, dass ich mich komisch verhalte und fragt per Handzeichen ob alles okay ist. Das lenkt mich kurz ab und ich antworte mit dem Zeigen auf meinen Kopf, dass etwas nicht stimmt. Er hält mich fest und auch ein zweiter Taucher von rechts stützt mich. Unser Guide kommt hinzu und aus falschem Stolz oder weil ich den teureren Tauchgang für alle Anderen nicht ruinieren will, gebe ich ihm das Zeichen, dass alles okay ist. Von jetzt an verharre ich in einer Position mit gesenktem Kopf und kämpfe weiter jede Sekunde mit meiner Panik. Ab und an schaffe ich es ein oder zwei ruhige Atemzüge machen, nur um kurz darauf wieder zu hyperventilieren. Derweil treiben wir ins Blauwasser. Durch meine Wasserlage habe ich Mühe den Guide im Blick zu behalten. Jede Sekunde fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Da ich mich auf gar keinen Fall um einen Hai kümmern kann, bleibe ich dicht hinter unserem Guide und hoffe das der Tauchgang endlich endet.
Plötzlich steuert ein Longimanus direkt auf uns zu. Mein Herz rast. Ich stelle mir die Frage, ob der Hai mich dadurch noch spannender findet und strampele schnell zwischen Guide und Buddy. Für einen kurzen Moment sorgt die Anwesenheit des Hais für Ablenkung. Einzeln geht es nun wieder zurück ins Schlauchboot. Ich setze meine Maske ab und bin nur froh am Leben zu sein. Auf der Rücktour schauen sich alle stillschweigend an und ich beruhige mich relativ schnell wieder.
1. Es war ein Fehler den Guide nicht richtig zu informieren und den Tauchgang fortzusetzen.
2. Ich respektiere Jeden, der einen Tauchgang zu jeder Zeit im Verlauf eines Tauchgangs abbrechen möchte bzw. muss.
3. Ein Tauchbuddy der auftretende Probleme nicht kommuniziert, kann auch den Tauchpartner gefährden, wenn dieser auf Hilfe angewiesen ist.
Was zur Hölle war nur mit mir los?
Nach einigem Hin- und Herüberlegen beschließe ich mit meinem Kumpel Chris, der gerade die ersten Tauchgänge nach seinem OWD macht, noch einmal einen lockeren Strandtauchgang zu absolvieren. Ich erkläre ihm und auch dem Guide meine Situation. Zu uns gesellt sich ein Pärchen, das ebenfalls aus Gesundheitsgründen schauen will, ob's mit dem Tauchen klappt. Also vereinbaren wir einen entspannten Tauchgang in geringer Tiefe. Mir ist dennoch etwas mulmig und ich bin froh das der Tauchgang relativ gut verläuft. Ich spüre dennoch immer wieder minimale Anflüge von Panik oder ist es eher eine Störung des Gleichgewichts?
Beim Rückflug ein paar Tage später setzt bereits kurz nach dem Start aus dem Nichts eine heftige Panikattacke ein. Etwa eine Stunde kämpfe ich mit mir selbst. Die nächsten beiden Wochen habe ich insbesondere beim Spazierengehen immer wieder Panikattacken wie plötzliche Einschüsse im Kopf. Bis heute weiß ich nicht warum. Im nächsten Tauchurlaub traten die Probleme nicht wieder auf.
Fotos zu den Elphinestone-Touren
Hotel Brayka Bay Resort
Tauchcenter Coraya Divers Brayka Bay
Reiseführer Ägypten
Für das Rote Meer ist kein Reiseführer notwendig.
©Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.